Allgemein

Panasonic S1 Serie im Test Teil III

19. August 2020
Panasonic S1 Serie - eine Antwort auf den Vollformat-Boom Teil 3

Panasonic S1 Serie – eine Antwort auf den Vollformat-Boom Teil 3

Willkommen zur letzten Runde unseres Überblicks über die Panasonic S1 Kamera Reihe. Heute wollen wir uns den jüngsten Spross der Serie anschauen und dabei vor allem Die Unterschiede Zur S1 und S1R herausstellen. Die Kamera, um die es heute geht, trägt die Bezeichnung Panasonic Lumix DC-S1H und ist grob gesagt ein Ableger der bereits bekannten S1, allerdings mit extrem vielen Besonderheiten. Die S1H ist eine Video-zentrische Kamera und schließt damit die Lücke der Panasonic GH5S nach oben hin, indem sie die erste Kamera mit Vollformatsensor und kompletten Read Out von Panasonic ist. Was die Kamera so besonders macht und welche Features sie bei den Profis so beliebt macht, das wollen wir uns heute gemeinsam anschauen.

Erster Eindruck der Panasonic DC-S1H

Damit wir uns im Klaren sind, was für eine Kamera die S1H aus der Panasonic S1 Serie darstellt, packen wir zunächst einmal alle Fakten auf den Tisch:

  • 24 Megapixel Vollformat CMOS Sensor
  • Dual Native ISO
  • 4:2:2 10-bit interne Aufnahme
  • 4K 60p 10-bit Aufnahme
  • max 6K Video bei voller Sensorauslesung
  • komplettes V-Log Gamma Profil der Profi-Cinema Kameras
  • unbegrenzte Videoaufnahmezeit
  • H.264 und H.265 interne Aufnahme
  • 2 SD-Kartenfächer mit UHS-II und V90 Unterstützung
  • Unterstützung für anamorphe Videoaufzeichnung
  • IBIS (In Body Image Stabilisation)
  • komplett klapp- und drehbarer Touchscreen Display
Panasonic S1

Videofunktion

Wie diese Kennzahlen und Daten schon zeigen, ist die S1H ein echtes Monster in Bezug auf Videoaufnahme. Die fotografische Seite ist dagegen fast komplett identisch zu der der ersten Panasonic S1. Falls ihr genauer wissen wollt, was das bedeutet und was die S1H im Foto-Bereich leisten kann, dann schaut euch einfach den ersten Teil der Serie an. Darin beschrieben wir ganz genau die Leistung und Ausstattung der S1. Der einzige nennenswerte Unterschied im Foto zwischen den beiden Modellen ist, dass Panasonic bei der S1H wieder einen Tiefpassfilter vor dem Sensor installiert hat, um Moiree im Video zu vermeiden. In der Regel wirkt sich dies negativ auf die Schärfe von Bildern aus, in unseren Versuchen konnten wir jedoch erst bei einer Vergrößerung von 400% einen sichtbaren Unterschied zur Panasonic S1 feststellen. Diese Unterschiede sind jedoch auch nur zu sehen, wenn man es mehr als genau nimmt.

Unterschiede

Der markanteste Unterschied zur Panasonic S1 ist ein ganz offensichtlicher, die Kamera ist nämlich etwas kräftiger geworden und hat auf beiden Seites des Touchscreens Lüftungsöffnungen. Die S1H besitzt im Gehäuse einen aktiven Kühler, der dafür sorgt, dass die Kamera auch bei sehr hohen Auflösungen kühl bleibt und dauerhaft aufzeichnen kann. Dieses Thema ist gerade in der Diskussion mit Canons EOS R5 und der Sony A7S III brandaktuell, denn beide Konkurrenten verzichten auf einen Lüfter und haben dafür mit Überhitzungs-Problemen zu kämpfen. Weiterhin fällt auf, dass bei dieser Kamera der Panasonic S1 Serie einige Tasten und Knöpfe umgelegt worden sind und dazugekommen sind.

So hat die Panasonic S1H beispielsweise zwei rote Aufnahmeknöpfe für Video, natürlich kann die Aufnahme aber auch über den normalen Auslöser gestartet werden. Zudem ist der Schulterdisplay um einiges größer geworden und das Display scheint ein wenig zugelegt zu haben. Dies kommt daher, dass Panasonic neben dem bekannten und beliebten frei schwenkbaren Gelenk auch noch einen Kippmechanismus implementiert hat. Dieser sorgt dafür, dass der Touchscreen nie im Weg ist von den seitlichen Anschlüssen am Kameragehäuse.

Tally-Lichter

Ein kleines Detail, das sich erst im Einsatz zeigt, sind zwei sogenannte Tally-Lichter. Das sind Rote LED´s, die anzeigen, wenn die Aufnahme in der Kamera läuft. Die S1H hat davon eine an der Front und eine neben dem Sucher auf der Rückseite. So kann sowohl der Bediener als auch der gefilmte direkt sehen ob die Aufnahme läuft.

Was hebt die Panasonic S1H von anderen ab im Vergleich?

Den eingefleischten Fans von Panasonic Systemkameras fällt sofort einiges zu dem Zusatz “H” hinter dem S1 ein, denn wie schon bei den Micro Four Thirds Varianten der GH-Serie bietet auch die S1H besondere Aufnahmemöglichkeiten im Videobereich. Ganz besonders fällt natürlich sofort die Möglichkeit auf, seine Videos in 6K Auflösung aufzunehmen. Danebenstehen aber auch diverse Crop-Varianten mit 5K Auflösung zur Verfügung. Wer wie bisher am liebsten im weit verbreiteten 4K aufnehmen möchte, der hat zudem bei der Panasonic S1H die Möglichkeit mit 4K/60P zu filmen oder alternativ mit weniger Bildern pro Sekunde, dafür aber mit deutlich höherer Bitrate. So steht in der S1H eine maximale Bitrate von bis zu 400 Mbit zur Verfügung im Gegensatz zu den maximal 150 Mbit der Panasonic S1. Darüber hinaus unterstützt die S1H wie bereits kurz erwähnt den 4:2:2 Standard bei 10-bit und interner Aufnahme. Viele der Konkurrenten können solche Aufnahmen nur unter Zuhilfenahme von externen Rekordern wie den Atomos Geräten erreichen. Neben diesen atemberaubenden Features unterstützt die S1H auch die hochauflösende Aufnahme im 16:9 Kinoformat und kommt mit Unterstützung für anamorphe Filmaufnahmen, ein Trend, der in den vergangenen Jahren immer starker aufflammt.

Panasonic S1

Der Sensor

Damit Videos aus der Panasonic S1H immer qualitativ hochwertig aufgenommen werden können und Artefakte minimiert werden. hat sich Panasonic dazu entschlossen dem Sensor der S1H einen Tiefpassfilter zu verpassen. Dieser wurde in den vergangenen Jahren immer weiter aus Kameras entfernt, ist jedoch vor dem Hintergrund des Video-Schwerpunktes der Kamera ganz klar verständlich. Durch den Tiefpassfilter werden störende Artefakte, das sogenannte Moiree, minimiert. Gerade Interviews mit Personen die kleinkarierte Muster tragen und sich bewegen zeigen häufig diese Art von störenden Artefakten. Aber auch andere regelmäßige Muster, die der Struktur der Pixel auf dem Sensor ähneln könnten, solche Artefakte hervorrufen. Neben dem Tiefpassfilter hat Panasonic noch ein weiteres Feature auf dem Sensor, dass derzeit sehr beliebt ist aber anders als die Konkurrenz kommuniziert Panasonic es ganz transparent. Die Rede ist vom sogenannten Dual Native ISO oder auch Dual Read Out. Dabei wird der Sensor auf Pixelebene mit zwei verschiedenen Amplituden vom Signal ausgelesen, um das Rauschen im Schattenbereich zu reduzieren und dabei trotzdem so viel wie möglich Dynamikumfang zu bewahren. Das Ergebnis ist, dass die Panasonic S1H auch mit extrem hohen ISO Werten von bis zu ISO 12800 oder sogar mehr noch extrem rauscharme Aufnahmen macht. Auf Youtube finden sich dazu auch verschiedenste Beispielvideos ohne Rauschreduzierung, die beeindruckend zeigen, wie klar und sauber das Bild auch bei extrem hohen ISO Werten ist.

Die Panasonic SH1 im Vergleich

Um noch etwas mehr aus der vorhandenen Technik herauszuholen hat Panasonic schon bei der Entwicklung der Kamera Experten aus dem eigenen Haus mit herangezogen. So haben Ingenieure aus der Cine-Technik von Panasonic, den sogenannten Varicam´s, dabei geholfen der S1H ein noch “flateres” V-Log Profil zu verpassen. Im Ergebnis sehen die Aufnahmen um einiges flacher aus im unbearbeiteten Zustand und bieten dadurch noch mehr Spielraum in der Bearbeitung und im Color Grading. Die Qualität des Materials erfüllt damit auch Rundfunk-Standards, die sonst nur von Kameras aus dem fünfstelligen Preissegment erreicht werden.

Display und weitere Features

Damit der Fotograf oder Videograf immer alle notwendigen Einstellungen fest im Blick hat, wurde der Schulterdisplay der Panasonic DC-S1H gegenüber der normalen S1 und S1R nochmal vergrößert. In speziellen Anzeigemodi kann er so alle relevanten Parameter übersichtlich anzeigen, ohne überladen zu wirken. Für das Fotografieren lässt sich die Anzeige auch einfach umschalten, um irrelevante Daten für das nicht bewegte Bild auszublenden. Wer das Kartenfach auf der rechten Seite der Kamera öffnet, der wird eine angenehme Überraschung erleben. In der S1H sind, anders als bei den beiden Schwestermodellen, zwei UHS-II SD-Kartenfächer verbaut, die beide den V90 Standard unterstützen. Man hat sich also ganz bewusste gegen die XQD Karte entschieden und bieten nun die Möglichkeit an ausreichend schnelle SD Karten zum viel günstigeren Preis nutzen zu können im Vergleich zu den horrenden Preisen der XQD Speicherkarten. Zudem gibt es weitere kleine Gehäuseveränderungen, die uns sofort positiv aufgefallen sind, etwa der Power-Schalter um die Auslöser herum wie bei den meisten Kameras üblich. Nutzer von professionellen Videostativen werden sich außerdem über das Loch an der Unterseite für den Orientierungs-Pin freuen. Wir können an dieser Stelle gar nicht alle Features aufzählen aber euch versprechen, dass sie alle durchdacht und sinnvoll sind.

Panasonic S1

Die Panasonic S1H kann mehr als nur mit Hardware protzen

Bisher haben wir vor allem auf Werte und Daten verwiesen, die ganz offensichtlich sind und die S1H zu der beliebten Kamera machen, die sie jetzt seit einigen Monaten bereits ist. Dabei steckt in der S1H noch so viel mehr Liebe zum Detail, wenn man sich tiefer hinein stürzt in die Bedienung und Ergonomie der spiegellosen Systemkamera. Ganz getreu den Wünschen der Zielgruppe ambitionierter und professioneller Filmer hat Panasonic dem neuen Vollformat Video-Flaggschiff eine extra Oberfläche für Videoaufzeichnungen spendiert. Diese lässt sich natürlich auch durch Hilfsmittel wie Wellenformen oder Spektrometer ergänzen. Scharfer Fokus und perfekte Farben werden damit zum Kinderspiel und sind jederzeit unter voller Kontrolle. Natürlich kommt in der S1H aber wieder die beliebte und gute Oberfläche mit voller Touchscreen-Unterstützung zum Einsatz. Im Vergleich ist diese denen der anderen Hersteller deutlich überlegen und lässt alle Schritte logisch und intuitiv nachvollziehen. Einfache Gesten wie am Smartphone funktionieren dabei genauso gut wie die Steuerung über die klassischen Bedientasten am Kameragehäuse. Sinnvolle Ergänzungen wie die Darstellungen von zwei Zebra-Markierungen gleichzeitig unterstreichen den professionellen Charakter der Kamera und ringen selbst den Großen der Branche ein Lob ab. Sogar dem Ton Pegel hat sich Panasonic angenommen und den einstellbaren Bereich nochmals nach unten hin erweitert um Aufnahmen in sehr leisen und sensiblen Umgebungen noch einfacher zu machen.

Vor- und Nachteile

Was hat uns gefallen Was könnte verbessert werden
unvergleichliche Videoqualität in dieser Kameraklasseklasse Implementierung von Video-zentrischen FeaturesSehr guter Sucher und tolles bewegliches Touchscreen KonzeptUnterstützung für HDR Video und anamorphe Aufnahmen sehr gute Möglichkeiten zur Individualisierungbreite an Adaptern für Zubehör und LinsenZielgruppenorientierte Optimierungen gleichermaßen potente Fotokamera vergleichbar geringe AkkulaufzeitRolling Shutter in einigen Aufnahmemodi deutlich Autofokussystem ist nicht konkurrenzfähig zu Sony/Fujifilm/Canon

Kamera von oben

Unser Fazit zur Panasonic S1H

Die Panasonic DC-S1H überzeugt genau dort, wo sie es sollte. Die Zielgruppe klar im Visier hat Panasonic eine Kamera entwickelt, die den Ansprüchen von sehr ambitionierten Videografen mit Leichtigkeit gerecht wird und auf professionelle Anwender schnell überzeugt. Nicht umsonst hat der weltweit große Streamingdienst Netflix die Kamera als geeignet für 4K Videomaterial auf der Plattform gelistet. Profis können durch kleine Ergänzungen wie Timecode-Adapter und einer gleichermaßen potenten Audioaufnahme-Einheit Videomaterial mit Kinoqualität produzieren, ohne dabei den Geldbeutel explodieren zu lassen.

Wie schon die anderen Modelle der Panasonic S1 Serie ist auch die S1H eine Wonne in der Hand. Die Benutzung geht leicht von der Hand und jede Einstellung und Anzeige ist logisch, intuitiv und zielführend. Panasonic hat zudem kleine Veränderungen am Gehäuse vorgenommen, die wir uns auch bei zukünftigen Modellen aus dem Vollformatbereich von Panasonic wünschen. Mit der DC-S5 steht ja bereits ein neues Modell für diesen September in den Startlöchern. Sobald es genaueres dazu gibt, werden wir euch natürlich an dieser Stelle auf dem Laufenden halten.

Wer bereits mit der GH-Serie von Panasonic seine Freude hatte und nun einen Schritt nach vorne machen möchte, der ist hier genau an der richtigen Stelle. Neben der Sony Alpha 7S – Serie ist die S1H die potenteste spiegellose Systemkamera im Bereich Video. Das Konzept ist stimmig und fügt sich in ein bereits bestehendes System ein, dass für alle Anwendungen und Level die richtigen Tools und Features bereithält. Wir sind begeistert von der Kamera und freuen uns euch die S1 Serie nun endlich auch bald in unserem Laden präsentieren zu können. Damit sind wir vorerst am Ende unserer Serie zum Vollformat-System von Panasonic. Bis dahin, macht tolle Bilder und bleibt gesund, euer Foto Bantle Team.