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Leica M6 -Die Neuauflage der Ikone

25. Oktober 2022
Leica M6

Die Leica M6 ist eine der beliebtesten analogen Kameras, die Leica jemals produziert hat. Jetzt hat der Konzern angekündigt, eine aktualisierte Version ihres Klassikers rauszubringen und möchte dabei die Erfolgs-Features der M6 beibehalten und die verbaute Technik auf den aktuellsten Stand bringen.

Die 1984 erschienene Leica M6 ist eine mechanische Messsucherkamera mit integriertem Belichtungsmesser. Die Neuauflage hat einen TTL-Blitz, der alten Varianten fehlte. Außerdem verfügt die Kamera nun unter anderem über einen helleren Sucher, eine 0,72-Suchervergrößerung und ein ISO-Einstellrad.

Unter Freunden der analogen Fotografie ist die Leica M6 schon lange ein Klassiker. Was die Kamera ausmacht und was das eigentlich Neue an dieser Neuauflage ist, möchte ich im Folgenden ins Auge fassen.

Die Leica M6 ist eine der beliebtesten analogen Kameras

Die neue alte Leica M6

Erstmals 1984 auf den Markt gebracht, hat Leica seitdem über 175.000 M6-Kameras hergestellt. Und auch heute ist die ehrwürdige M6 bei Analog-Fotografen nach wie vor sehr gefragt und weltweit im täglichen Einsatz.

Das ursprüngliche Classic-Modell wurde fast 15 Jahre lang gebaut, gefolgt von der TTL-Version, die die Blitzmessung durch das Objektiv vornimmt.

Leica stellte die Produktion der ursprünglichen M6 2002 ein, als ihr Nachfolger, die M7, eingeführt wurde. Das war ein großer Moment für das Unternehmen, denn die M7 kam mit einem neuen elektronischen Verschluss, der gegenüber der rein mechanischen M6 einige technische Vorteile bot, wie eine schnellere Blitzsynchronisierung im Vergleich zur mageren 1/50-Einstellung der M6.

Technische Merkmale

ISO-Bereich:ISO 6/9° bis ISO 6400/39°
Verschlusszeiten:Mechanischer Verschluss: 1 s bis 1⁄1000 sBlitz-Synchronisation: bis 1⁄50 s
Auslöser:Zweistufig
Belichtungsmessung:TTL
Sucher:Leuchtrahmen-Messsucher mit automatischem Parallaxen-Ausgleich, Abgestimmt auf -0,5 dpt
Suchervergrößerung:0,73-fach
Großbasis-Entfernungsmesser:Schnitt- und Mischbild-Entfernungsmesser in der Mitte des Sucherbildes als helles Feld abgesetzt
Abmessung:138 x 40 x 77 mm
Gewicht:575 g (ohne Batterie)

Was ist neu an der Leica M6

Während das Design weitestgehend dem Vorgänger entspricht, hat Leica einige moderne Features in die Neuauflage der M6 integriert. Das Unternehmen sagt, dass sich im Inneren „moderne Elektronik“ versteckt, ist aber diesbezüglich noch nicht konkreter geworden.

Die aktualisierte M6 leiht sich einige Technologien der MP-Filmkamera von Leica, bleibt aber dem M6-Design treu. Sie hat den helleren Sucher der Leica MP anstelle des originalen Suchers der Leica M6 und auch den entspiegelten 0,72x Sucher der MP.

Von der M11 wurde die Beschichtung übernommen, die das Gehäuse weniger anfällig für Wetter und Witterung macht. Ansonsten verfügt die Kamera jetzt auch über ein modernes ISO-Einstellrad, das mehr mit den aktuellen Kameras von Leica übereinstimmt. Die Leuchtanzeige wurde auch mit einer Batterieanzeige ausgestattet. 

Zu den weiteren Änderungen gehören ein Logo im Retro-Look, auf dem ‚Leitz‘ statt ‚Leica‘ steht, sowie Verpackung und Papierkram, die so gestaltet sind, dass sie denen der ursprünglichen M6 ähneln. Das ist vor allem Fanservice, aber durchaus ein nettes Detail, um der neuen M6 etwas Vintage-Charakter zu verleihen.

Das scheinen auch schon im Großen und Ganzen die Neuerungen zu sein. Die M6 hat immer noch nur 1/1000s maximale Verschlusszeit, und es gibt immer noch einen voll mechanischen Verschluss, sodass sie keine Batterie benötigt, um ihn zu verwenden.

Sie verwendet auch noch den gleichen 3V-Batterietyp wie die Original Leica M6 und wird immer noch auf die gleiche Weise geladen.

Die Leica M6 ist eine der beliebtesten analogen Kameras

Technik und Handling

Leica produzierte mehrere Versionen der M6 während ihrer fast zwei Jahrzehnte langen Produktionszeit. Das neu veröffentlichte Modell enthält die wünschenswertesten Funktionen aus dieser Spanne. So bietet die neue M6 eine TTL-Belichtungsmessung, die in früheren Versionen der Kamera nicht verfügbar war.

Verarbeitungsqualität

Leica hat selten an Verarbeitungsqualität gespart. Die M6, zusammen mit den meisten anderen Leica Kameras und Objektiven, ist wunderschön gebaut. Die Baumaterialien haben sich im Vergleich zu früheren Modellen geändert, aber es ist immer noch eine robuste Messingkonstruktion.

Sie ist minimalistisch und einfach – auf der oberen Platte des Gehäuses findest du ein Einstellrad für die Verschlusszeit, einen Vorschubhebel für den Film, eine Kurbel zum Aufwickeln und einen Bildzähler. Auf der Rückseite befindet sich das ISO-Einstellrad. Das Design ist ganz schlicht und funktional.

Ein Teil der Erfolgsgeschichte der M6 ist letztlich auch die kompkate Bauweise – sowohl der Kamera als auch ihrer Objektive. Du kannst problemlos die M6, ein 35mm-Objektiv und ein 50mm-Objektiv einpacken, ohne dass dein Gepäck in Bedrängnis kommt. Das macht die M6 zum optimalen Begleiter auf Reisen und Ausflügen. 

Die Leica M6 ist eine der beliebtesten analogen Kameras

Interner Belichtungsmesser und Sucher

Der Belichtungsmesser der M6 punktet mit Genauigkeit. Du kannst dich fast bei jedem einzelnen Schuss darauf verlassen. Dem Vergleich mit externen Belichtungsmessern hält die M6 ohne weiteres stand.

Der Sucher selbst ist hell und gut zu sehen. Wenn du durch schaust, siehst du zwei Sätze von Rahmenlinien, je nachdem, welchen Sucher du hast und welches Objektiv du verwendest.

Wenn du durch die neue Leica M6 schaust, findest du paarweise angeordnete Rahmenlinien. Sie decken die meisten gängigen Brennweiten ab, darunter 28 und 90 mm, 35 und 135 mm sowie 50 und 75 mm.

Suchervergrößerung

Der Sucher bietet eine Suchervergrößerung von 0,72, was einen schönen Kompromiss zwischen den ebenfalls ursprünglich verfügbaren 0,58 und 0,85 Versionen darstellt. Diese Zahlen mögen für Leute außerhalb der Messsucher-Welt etwas mysteriös klingen, aber sie zeigen im Wesentlichen den Blickwinkel des Suchers an.

Im Gegensatz zu SLR-Kameras zeigen Messsucherkameras nicht genau, was die Linse durch den Sucher sieht. Stattdessen enthalten Messsucher Rahmenlinien, die für verschiedene Objektivbrennweiten spezifisch sind, um Fotografinnen und Fotografen eine Vorstellung davon zu geben, wie das endgültige Bild aussehen wird, während sie dennoch sehen können, was außerhalb ihrer Aufnahme liegt.

Die 0,72-Vergrößerung der neuen M6 ist robust genug, um Fotografinnen und Fotografen zu ermöglichen, auch kleine Elemente im Rahmen zu sehen, aber es ist nicht so viel Vergrößerung, dass Weitwinkelobjektive manchmal einen externen Sucher benötigen, wie bei den alten 0,85-Zoll-Modellen.

Die Leica M6 ist eine der beliebtesten analogen Kameras

Objektive für die Leica M6

Viele Leute glauben, dass Leica-Objektive zu den besten gehören, die jemals hergestellt wurden. Diesen Ruf hat Leica nicht zu unrecht. Die M6 macht zusammen mit einem Leica Summicron 35mm f2 oder einem Leica Summicron 50mm f2 Bilder von hervorragender Qualität.

Du brauchst aber nicht unbedingt ein teures Leica-Objektiv, um gute Ergebnisse zu erzielen. Das Schöne an dem System ist, dass du nicht Tausende von Euros ausgeben musst, um unglaubliche Schärfe und Bildqualität zu erhalten. Sowohl Voigtlander als auch Zeiss machen einige wunderbare Objektive zu einem Bruchteil der Kosten.

Ein weiterer Vorteil ist auch, dass das M-System schon so alt ist. Du erhältst Vintage-Leica-Objektive mit wunderschönem Charakter und erstaunlichem Rendering für unter 1.000 Euro, die perfekt mit der M6 funktionieren.

Bedienung

Mit der Leica M6 aufzunehmen ist entgegenkommend benutzerfreundlich. Solange du bereits Erfahrung mit Messsucherkameras hast, ansonsten empfehle ich dir, dich vorher in das Thema einzulesen. Keine Sorge, es ist kein Hexenwerk, da es sich um eine vollständig mechanische Kamera handelt, ist die Bedienung recht einfach.

Die Leica M6 verfügt über ein Schnellladesystem und bietet Anweisungen auf der Innenseite der Kamera, die beim Einlegen des Films helfen. Dann legst du nur noch den Film in die Kamera, stellst ISO, Verschlusszeit und Blende ein, fokussierst durch den Sucher und bist startklar.

Fazit: Leica M6 -Zurecht ein Klassiker

ProContra
gute 0,72-Suchervergrößerungakkurate Belichtungsmessungkompakte Bauweisekompatibel mit Objektiven anderer Herstellereinfach zu bedienenteuerLEDs des Belichtungsmessers können bei Dunkelheit zu hell sein

Viele Puristen halten die M6 immer noch für den Höhepunkt des Kameradesigns. Diese kommen bei der Neuauflage der Leica M6 auf ihre Kosten.

Die letzte originale M6 lief vor zwei Jahrzehnten vom Band, doch die M6 blieb eine Ikone in der Welt der analogen Fotografie. Der größte Teil ihres Wertes beruht auf ihrem eleganten Design, dem extrem leisen Verschluss und nicht zuletzt der Reparierbarkeit. 

Leica kann eine M6 immer noch warten, weil alle Teile noch hergestellt werden und leicht verfügbar sind. Das bedeutet, dass Fans der Leica M6 ihre Kamera problemlos für immer behalten können, ohne den Frust irgendwelcher Sollbruchstellen, die sich nicht mehr reparieren lassen. Das versöhnt dann eventuell auch mit dem hohen Preis des Gerätes.

Aber es steckt auch eine Menge Hype hinter der Popularität der Leica M6. Foto-Influencer haben die M6 seit den Anfängen des Hashtags #filmisnotdead über den Klee gelobt. Einige YouTuber erklärten diesen zuverlässigen Messsucher zur „It“-Kamera. Hype oder nicht – die Kamera liefert fantastische Ergebnisse und ist für Fans von Film-Fotografie eine klare Empfehlung.

Tipp: Für eingeschworene Leica-Jünger und Fans analoger Fotografie sei auch noch auf die Neuauflage des Leica Summulix-M 1:1.4/35-Objektivs hingewiesen, die Leica zeitgleich angekündigt hat. Ich bespreche dieses Objektiv hier ausführlich. Wer das volle Vintage-Feeling wünscht, kombiniert diese beiden hochwertigen Klassiker.