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Foodphotography – Tipps gegen Langeweile

31. März 2020
Tipps gegen Langeweile – Foodphotography

Wir bleiben zuhause

Stuck at home photography

Foodphotography gegen Langeweile

Foodphotography
Was ihr alles benötigt

Die Vorbereitung:

In der Food-Photography dreht sich alles um das richtige Styling. Deshalb ist eine gute Vorbereitung schon fast das halbe Foto. Zunächst kümmern wir uns um das richtige Licht für unsere Foodphotography. Da wir keine teuren Tageslichtlampen verwenden wollen, nutzen wir einfach das ganz normale Tageslicht. Unser mobiles kleines Studio bauen wir am besten direkt vor einer Fensterfläche auf. Optimal sind Balkon- oder Terrassentüren, aber auch normale Fenster bieten genügend Licht um unser Essen perfekt in Szene zu setzen. Wichtig dabei ist, dass wir darauf achten, kein direktes Sonnenlicht zu nutzen. Am besten eignen sich daher bewölkte Tage oder Fenster, die nicht direkt auf der Sonnenseite liegen. Alternativ können wir das Fenster auch mit weißem Backpapier oder einem dünnen weißen Laken abhängen. Das sorgt für ein sehr weiches und vorteilhaftes Licht auf unserem Essen.

Nun positionieren wir das Essen vor dem Fenster. An dieser Stelle machen wir die erste grundsätzliche Entscheidung: möchte ich ein Top-Down Bild, sehr beliebt in den Sozialen Medien. Oder möchte ich lieber eine klassische, seitliche Ansicht, die uns ein wenig mehr Spielraum mit der Schärfentiefe gibt. Am liebsten nutzen wir einen kleinen Beistelltisch, der bei Bedarf einfach umstellbar ist um die Szene schnell und einfach ein wenig zu variieren.

Foodphotography

Der Untergrund und Hintergrund

Als nächstes kümmern wir uns um den Untergrund und Hintergrund. Fotografieren wir Top-Down brauchen wir natürlich nur einen Untergrund, denn viel mehr ist im Bild später nicht zu sehen. Als Untergrund bieten sich natürlich alle üblichen Gegenstände aus der Küche an. Angefangen beim Teller oder dem Schneidebrett bis hin zu ausgefallenen Servierplatten aus Schiefer oder ähnlichem. Klassisch und immer gut in Szene zu setzen ist einfach ein großes Holzbrett. Wer das Foto noch einfacher gestalten möchte nimmt sich einfach eine schlichte Tischdecke oder ein Laken her und nimmt dies als Untergrund.

Für den Hintergrund können wir aus zwei verschiedenen Varianten wählen: In Variante 1 nehmen wir einfach unsere, hoffentlich aufgeräumte, Küche als Hintergrund und arbeiten beim Fotografieren mit Schärfentiefe um sie im Hintergrund verschwimmen zu lassen. Diese Bilder sind sehr lebhaft und können auch ein wenig den Lifestyle-Aspekt mit einfangen. Passt aber auf, dass ihr dabei nicht ungewollte Dinge, wie persönliche Daten, unbeabsichtigt mit ablichtet. Variante 2 lässt euch den Ort ganz variabel wählen, denn wir hängen den Hintergrund einfach mit einem einfarbigen Laken oder einer Decke ab. Um das Laken zu platzieren reichen oft schon zwei Stuhllehnen oder was Ihr sonst als kurzzeitigen Ständer entbehren könnt. Alternativ ist hier natürlich auch ein Assistent hilfreich, Kinder oder Lebenspartner sollen ja an dem Projekt auch Freude haben.

An dieser Stelle der erste kleine theoretische Exkurs: Der Abstand zwischen unserem Subjekt, in diesem Fall ja dem Gericht oder den Zutaten und dem Hintergrund ist entscheidend für die Helligkeit des Hintergrunds. Je mehr wir den Hintergrund von unserem Subjekt entfernen, desto dunkler wird er im späteren Bild sein. Das ist natürlich nicht besser oder schlechter, ihr entscheidet selber welchen Look ihr anstreben wollt. Zusätzlich könnt ihr natürlich auch noch das Fensterlicht mit Vorhängen begrenzen, sodass zum Beispiel kein Licht auf den Hintergrund fällt.

Die Dekoration

Als letzte Vorbereitung kümmern wir uns noch um die Dekoration abseits des Hauptdarstellers in unserem Foto. Generell gilt hier natürlich künstlerische Freiheit aber es gibt ganz einfache Tipps, die helfen, dass euer Bild auf ein professionelles Niveau gehoben wird. Fotografiert ihr ein fertiges Gericht bieten sich beispielsweise einzelne Zutaten aus dem Gericht als Dekoration an. Auch die zur Zubereitung benutzten Werkzeuge wie Küchenmesser oder Raspeln sind tolle Requisiten in eurem Food-Foto. Aber denkt daran, weniger ist oft mehr und nicht jede Zutat muss im Bild auftauchen.

Foodphotography
Simple but delicious snack with fresh cheese and herbs

Komposition

Natürlich lassen sich in der Food-Fotografie alle bekannten Tipps und Tricks zur Komposition aus anderen Fotografie-Bereichen anwenden. Egal ob “Goldener Schnitt” oder “Zwei-Drittel-Regel”, eigentlich alle Kompositionen eignen sich je nach Gericht oder Lebensmittel, das ihr fotografieren wollt. Wir nutzen sehr oft auch ganz zentrierte Kompositionen, denn nicht nur sprichwörtlich können die Gerichte ganz im Mittelpunkt stehen. Als super Ansatz für jedes Foodfoto gilt folgende Empfehlung: Schau dir deine Komposition Live auf dem Display deiner Kamera an geh einen Schritt zurück. Wenn auch aus der Entfernung das Gericht oder Lebensmittel dein Blick einfängt ist die Komposition grundsätzlich geeignet und lenkt den Blick auf das entscheidende Element.

Als nächstes kümmern wir uns um das Licht. Nichts ist entscheidender als Licht und Schatten in einem Foto. Das Zusammenspiel aus Licht und Schatten sorgt für Stimmung. Wir empfehlen daher auch Schatten gezielt einzusetzen. Dafür kommt Papier oder Karton zum Einsatz. Natürlich eignen sich auch andere Dinge, um Licht zu reflektieren oder Schatten zu erzeugen. Weißes Papier reflektiert sehr weich und kann so dunkle Bereiche aufhellen. Faltet das Papier und stellt es wie einen Reflektor auf. Schwarzes Papier schluckt das Licht und sorgt so für dunklere Schatten. Als kreative Elemente könnt ihr auch mit Alufolie oder einen Spiegel experimentieren, um Lichtreflexe zu erzeugen. Wichtig ist dabei, dass ihr darauf achtet die Lichtfarbe konstant zu halten. In der Regel haben künstliche Lichtquellen sehr unterschiedliche Lichtfarben und führen schnell zu Unruhe in den Fotos oder lassen Farben nicht sehr natürlich erscheinen. Wir bleiben daher am besten immer bei reinem Tageslicht.  

Die Kameraeinstellungen

Bevor wir gleich damit beginnen unser Motiv abzulichten, gilt es noch einige Kameraeinstellungen zu prüfen und festzulegen, damit wir sichergehen können, dass alle Ergebnisse unter den besten Voraussetzungen entstehen.

Ganz grundlegend empfehlen wir die Aufnahmen tatsächlich über den Display, oder Live-View an Spiegelreflexkameras zu machen. Zusätzlich solltet ihr darauf achten, dass euer Display so eingestellt ist, dass alle Einstellungen gleich live auf dem Display angezeigt werden. Sprich euer Display sollte sich abdunkeln wenn ihr die Belichtungszeit verkürzt oder die Blende schließt. Wir fokussieren am liebsten ganz manuell, denn so entfällt bei mehrmaligem Auslösen das lästige Nachfokussieren durch die Kamera. Wenn euch das zu kompliziert ist könnt ihr aber natürlich auch den automatischen Fokus verwenden.

Danach stellt ihr sicher, dass eure Kamera als Dateiformat das sogenannte RAW-Format ausgewählt hat. Dies garantiert, dass ihr im Nachhinein möglichst viel Spielraum bei der Bearbeitung am PC habt. Außerdem lassen sich kleine Fehler beim Fotografieren später einfacher verstecken oder ausbügeln.

Weißabgleich und Aufnahmemodus

Als nächsten schauen wir uns den Weißabgleich an. Dieser sollte entweder auf “Automatischer Weißabgleich” (AWB) oder Tageslicht stehen. Solange wir in RAW fotografieren können wir zwar im Anschluss den Weißabgleich selber auswählen, jedoch ist es manchmal besser einen festen Weißabgleich einzustellen um eine gewisse Konstanz in den Bildern zu haben. Da wir mit dem ganz normalen Fensterlicht fotografieren ist “Tageslicht” hier die richtige Einstellung. Solltet ihr eher am Abend fotografieren und Sonnenlicht ist bereits rötlich orange eingefärbt, könnt ihr natürlich auch “Sonnenuntergang” als Einstellung wählen. Für alle die ihren Weißabgleich gern feinjustieren wollen bieten viele Kameras auch die Möglichkeit den Wert in Kelvin einzustellen. Hier wäre ca. 5500 Kelvin die richtige Einstellung für Tageslicht.

Als Aufnahmeprogramm empfehlen wir euch die Einstellung “M”, also den komplett manuellen Modus. Keine Angst, ihr seht alles was ihr einstellt ja live auf dem Display und die Gefahr, dass ihr die Aufnahme durch Verwacklung ruiniert haben wir durch das Stativ aus dem Weg geräumt.

Nun schauen wir uns noch zwei kleine Voreinstellungen an: zum einen stellen wir sicher, dass die Lichtempfindlichkeit unserer Kamera auf einen ISO Wert von 200 oder niedriger eingestellt ist. Je niedriger dieser Wert ist, desto besser ist es für die Bildqualität. Zuletzt legen wir noch einen Selbstauslöser fest, am besten auf 2 oder 5 Sekunden. Die Kamera steht zwar auf einem Stativ aber durch das berühren der Kamera können schon verwacklungen entstehen, die auf dem Bild sichtbar werden. Aus diesem Grund nutzen wir den Selbstauslöser, da wir der Kamera so Zeit geben sich nach der Berührung wieder zu beruhigen. Alternativ könnt ihr natürlich auch einen Fernauslöser nutzen oder eventuell eine App des Kameraherstellers.

Belichtungszeit und Blende

Als letztes kommen wir zu den zwei wichtigsten Einstellungen an eurer Kamera, Belichtungszeit und Blende. Die Belichtungszeit ist hierbei nur ein Parameter und eine vernünftige Belichtung herbeizuführen, kreativ viel wertvoller ist die Blende. Aus diesem Grunde versucht zuerst mit verschiedenen Blenden zu experimentieren. Wie schon zu Anfang beschrieben hat die eingestellte Blende Einfluss auf die Schärfentiefe in eurem Bild. Wollt ihr das Gericht herausstechen lassen und den Hintergrund verschwimmen lassen, dann wählt einfach eine möglichst kleine Blendenzahl. Im Anschluss passt ihr die Belichtungszeit so an, dass euer Bild gut erkennbar und die Belichtung vernünftig ist. Als Hilfestellung könnt ihr an dieser Stelle das Histogramm einblenden lassen oder ihr stellt bei eurer Kamera die Highlight Warnung an. Mit diesen Hilfsmitteln könnt ihr schnell und effizient überprüfen, ob eure Belichtungseinstellung zu einem ausgewogenen Bild führt. Genaueres dazu könnt ihr ganz einfach der Bedienungsanleitung eurer Kamera.

Food Styling ist wichtig in der Foodfotografie es wichtig wie das Motiv arangiert ist
Professional camera during food photographing

Food Styling:

Nun da wir alle notwendigen Vorbereitungen abgeschlossen haben, kommt einer der wichtigsten Schritte des ganzen Aufnahme-Prozesses – das Styling der Lebensmittel. Damit die Gerichte auch auf euren Bilder so appetitlich aussehen, wie es in der Werbung oder den Kochbüchern der Fall ist gibt es ein paar Tricks und Kniffe die ganz einfach nachzumachen sind. Oft hilft auch ein wenig Wasser oder Öl, damit das Essen schön frisch aussieht. Damit Fleisch beispielsweise saftig und wie frisch vom Grill aussieht reicht es ebenfalls einfach ein wenig Öl auf das Fleisch zu pinseln. Auch bei Gemüse hilft das oft. Achtet dabei aber immer darauf, dass ihr nicht zu viel und wenn möglich ein farbneutrales Öl nutzt. Wenn ihr Wasser mit dem Sprüher aufbringt entstehen sehr schöne kleine Tropfen, die sofort das Gefühl von Frische erwecken.

So kannst du natürlich Wassertropfen auf deinem Motiv künstlich erstellen

Solltet ihr bei eurer Foodphotography ein Getränk fotografieren wollen, gibt es auch kleine Tricks, die euer Getränk auf dem Foto den richtigen Look verleihen. Beispielsweise ist es fast immer hilfreich, wenn das Glas oder die Flasche von hinten ein wenig durchleuchtet wird. Das erreicht ihr ganz einfach mit einem kleinen selbstgebastelten Reflektor aus weißem Papier hinter dem Glas. Bei dunklen Getränken wie Cola oder Rotwein hilft es zudem manchmal das Getränk ein wenig mit Wasser zu verdünnen um mehr Licht hindurchscheinen lassen zu können. Das ganze braucht ein wenig Übung, ist aber auch schnell in Fleisch und Blut übergegangen. Ganz besonders wird beim Bier geschummelt. Damit ihr auf dem Foto immer eine perfekte Schaumkrone erhaltet streut ihr einfach ein wenig Salz in das Bier und rührt kurz um. Schnell bildet sich durch eine chemische Reaktion eine wunderschöne Schaumkrone, die auch noch viel länger als gewöhnlich hält.

Verschiedene Hilfsmittel

Zahnstocher sind ein weiteres beliebtes Hilfsmittel. Mit Ihnen könnt ihr Zutaten und Bestandteile fixieren und somit den perfekten Eindruck wahren. Beim Schichten von Burger oder Pancakes wird das sehr häufig genutzt. Außerdem legen Food-Fotografen häufig kleine Pappscheiben zwischen die einzelnen Schichten, damit das Ganze nicht zusammengefallen aussieht. Jeder kennt das, wenn er den Burger auf dem Teller aus dem Fastfood Restaurant mit der in der Werbung benutzten Abbildung vergleicht. Hier könnt ihr euch richtig austoben, fast alles ist erlaubt. Das Ganze geht soweit, dass beispielsweise Motoröl als Ersatz für geschmolzene Butter verwendet wird. Achtet natürlich darauf, dass eure Lebensmittel dadurch nicht mehr zum Verzehr geeignet sind. Und jetzt bleibt eigentlich nur noch eins, Fotografieren. Probiert verschiedene Blenden aus und experimentiert mit verschiedenen Helligkeiten. Vielleicht gefällt euch ein dramatischer Look oder ihr setzt auf farbenfrohe Bilder. Letztere wirken sehr modern und finden sich aktuell in vielen Food-Blogs und Co. wieder.

Da wir die Kamera vorher auf das RAW Dateiformat eingestellt haben, habt ihr zusätzlich viel kreativen Spielraum um am Computer selber noch an dem perfekten Look für euer Foodphotography Foto zu arbeiten. Falls Ihr noch keine Software dafür besitzt nutz doch einfach die kostenlose Probezeit, die fast jede bekannte Bildbearbeitungssoftware anbietet. Wir arbeiten am liebsten mit Capture One, Lightroom, Photoshop oder Luminar. Aber auch kostenlose Alternativen wie SilkyPix können tolle Ergebnisse liefern. Jetzt liegt es nur an euch, fotografiert fleißig und teilt eure tollen Ergebnisse gern mit uns auf Instagram mit dem Hashtag #fotobantlefeature weitere infos unter www.fotobantle.de

Wir hoffen ihr konntet etwas mitnehmen aus diesem kleinen Tutorial und wünschen viel Spaß beim Fotografieren in den eigenen vier Wänden.

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