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Spiegelreflex oder spiegellose Kamera – Was ist besser?

9. März 2023
Spiegellose Kameras sind inzwischen populärer als Spiegelreflexkameras (DSLR), da sie kleiner und leichter sind und eine Reihe Funktionen haben, die in DSLRs nicht verbaut werden. Vorteile sind bspw. der intelligente Autofokus, die genaue Phasendetektion und der elektronische Sucher.

Als spiegellose Kameras begannen, digitale Spiegelreflexkameras zu ersetzen, gab es noch viele Vorteile einer Spiegelreflex gegenüber einer spiegellosen Kamera. Jetzt, da die spiegellosen Kameras technisch viel ausgereifter sind, schwinden diese Vorteile allmählich, obwohl DSLRs für die meisten Arten der Fotografie immer noch sehr gut geeignet sind.

Spiegellose Kameras sind inzwischen populärer als Spiegelreflexkameras (DSLR), da sie kleiner und leichter sind und eine Reihe Funktionen haben, die in DSLRs nicht verbaut werden. Vorteile sind bspw. der intelligente Autofokus, die genaue Phasendetektion und der elektronische Sucher.

Falls du dich nicht zwischen einer spiegellosen und einer Spiegelreflex-Kamera entscheiden kannst, soll dir dieser Artikel das nötige Know-How verschaffen. Ich möchte die Vor- und Nachteile von Spiegelreflex- und spiegellosen Kameras im Detail beleuchten und einige Empfehlungen geben, worauf du für deine Kaufentscheidung zu achten hast.

Die Spiegelreflexkamera (DSLR) – der Klassiker

Digitale Spiegelreflexkameras werden üblicherweise kurz DSLR-Kameras genannt, was für Digital Single Lens Reflex steht. Sie haben einen mechanischen Spiegel, ein Autofokussystem mit Phasendetektion und einen optischen Sucher mit Pentaspiegel oder Pentaprisma.

DSLRs sind eine Weiterentwicklung von Spiegelreflexkameras, die ursprünglich noch für die Nutzung mit Film entwickelt wurden. Als dann digitale Sensoren entwickelt wurden, behandelten die Kamerahersteller diese erstmal ähnlich wie Film und brachten sie in denselben mechanischen Gehäusen unter. Viele Aspekte der Konstruktion einer DSLR ähneln deswegen denen einer Film-Spiegelreflexkamera.

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Warum sind DSLRs so groß?

Während der technologische Fortschritt schließlich zu neuen Funktionen für DSLRs führte, bspw. GPS-, WiFi-, und HDR-Features, blieben DSLRs weiterhin sperrig und mechanisch komplex, vor allem wegen des optischen Suchers. Der optische Sucher einer DSLR funktioniert nämlich nur dank eines Spiegels vor dem Kamerasensor, der das Licht in ein Pentaprisma oder einen Pentaspiegel über dem Sensor reflektiert und auf den Sucher wirft. 

Alle diese Komponenten nehmen Raum im Gehäuse der Kamera ein. Trotz aller Bemühungen von Unternehmen wie Canon und Nikon werden DSLRs nie wirklich kompakte Größen erreichen.

Ebenso wichtig war, dass die Kamerahersteller ihre vorhandenen Objektive mit den Digitalkameras kompatibel halten wollten, um den Übergang vom Film zur Digitalkamera zu erleichtern. Das Problem ist, dass die DSLRs dadurch auf bestimmte Größen und Formen beschränkt sind, um die Kompatibilität mit den alten Objektiven zu gewährleisten. 

Insbesondere mussten der Objektivanschluss und das Auflagemaß, auch Flanschbrennweite genannt, was das wesentlich lustigere Wort ist, die gleichen Abmessungen wie zuvor haben. Dies hinderte die Kamerahersteller einmal mehr daran, ihre DSLRs zu verschlanken.

DSLRs sind immernoch beliebt

Dennoch erfreuten sich DSLRs im digitalen Zeitalter immernoch großer Beliebtheit, insbesondere bevor Smartphones für viele Nicht-Profifotografen „gut genug“ wurden. Jahrelang war die DSLR für hochwertige Fotografie quasi obligatorisch. Erst in den letzten Jahren haben die spiegellosen Kameras begonnen, sie zu überholen.

Vorteile von DSLR-Kameras

Auch in einer spiegellosen Welt haben DSLR-Kameras einige Vorteile:

  1. Schöner optischer Sucher: Spiegellose Kameras (und ihre elektronischen Sucher) werden nie in der Lage sein, das Erlebnis eines optischen Suchers zu vermitteln: natürlich, unmittelbar, durch das Objektiv und real.
  2. Lange Akkulaufzeit: Da der optische Sucher in der Tat optisch und nicht elektronisch ist, benötigt er fast keinen Strom für den Betrieb. Nur die kleinen Anzeigen, wie die Kameraeinstellungen, verbrauchen Strom. DSLRs haben also eine sehr lange Akkulaufzeit, solange du den Sucher anstatt des LCD-Bildschirms verwendest.
  3. Niedrige Gebrauchtpreise: Viele Menschen steigen auf spiegellose Kameras um, so dass es einfach ist, ein gutes Angebot für eine gebrauchte aber noch gute DSLR zu finden.

Nachteile von DSLR-Kameras

Aufgrund der Spiegelabhängigkeit von DSLR-Kameras haben die komplexen Geräte auch ein paar Nachteile:

  1. Größe und Bauweise: Das Suchersystem benötigt sowohl für den Spiegel als auch für das Prisma Platz, was bedeutet, dass DSLRs immer ein ziemlich tiefes Kameragehäuse und eine hervorstehende Oberseite haben werden. Das bedeutet auch, dass der Sucher bei jeder DSLR an der gleichen Stelle angebracht werden muss, in einer Linie mit der optischen Achse und dem digitalen Sensor – es gibt im Grunde keinen anderen Platz für ihn. Infolgedessen sehen sich die meisten DSLRs auch ziemlich ähnlich.
  2. Kompliziertheit: Obwohl die Hersteller im Laufe der Jahre die Produktion von DSLRs wesentlich effizienter gemacht haben, ist der Zusammenbau des Spiegelmechanismus keine leichte Aufgabe. Viele bewegliche Komponenten bedeuten hochpräzise Montagesysteme, die Notwendigkeit der Schmierung in Bereichen, in denen Metallteile aneinander reiben, und so weiter. All dies führt wiederum zu höheren Herstellungskosten. DSLR-Kameras sind relativ preiswert, weil es sie schon länger gibt und die Kamerahersteller ihre Fertigung verfeinert haben, aber sie sind mechanisch immer noch komplexer als spiegellose Kameras.
  3. Gewicht: Größere Abmessungen und mehr Volumen bedeuten auch mehr Gewicht. Zwar haben die meisten Einsteiger-DSLRs Gehäuse und interne Komponenten aus Kunststoff, um sie leichter zu machen, aber ein gewisses Grundgewicht bringt die Mechanik einfach mit sich.
  4. Komplexe Spiegel- und Verschlusskonstruktion: Jedes Mal, wenn du mit der DSLR fotografierst, muss der Spiegel ausweichen, damit Licht auf den Kamerasensor treffen kann. Dies allein verursacht schon eine Reihe von Problemen:
    • Spiegelschlag: DSLR-Kameras erzeugen eine Menge Geräusche und Vibrationen, wenn sich der Spiegel aus dem Weg bewegt. Obwohl die Hersteller kreative Wege gefunden haben, um dieses Problem zu verringern, bspw. pneumatische Stoßdämpfer, ist es immer noch ein Problem. Beim Fotografieren mit Stativ wirst du oft auf die „Spiegelvorauslösung“ oder die „Belichtungsverzögerung“ zurückgreifen müssen, damit der Spiegel angehoben und die Aufnahme nach einer bestimmten Verzögerung gemacht werden kann – alles, um die durch den Spiegel verursachten Vibrationen zu reduzieren.
    • Begrenzung der Bildrate: Moderne Spiegel- und Verschlussmechanismen sind sehr beeindruckend, aber sie sind durch die physikalische Geschwindigkeit begrenzt, mit der der Spiegel auf und ab klappt. Wenn zum Beispiel die Nikon D6 mit 14 Bildern pro Sekunde aufnimmt, fährt der Spiegel in jeder Sekunde 14 Mal auf und ab, während sich der Verschluss dazwischen öffnet und schließt. Das bedeutet, dass sowohl der Spiegel als auch der Verschluss perfekt synchronisiert sein müssen. Das ist eine erstaunliche Technologie, aber sie ist teuer und schränkt die Anzahl der Bilder pro Sekunde stark ein.
    • Teuer in der Herstellung und im Unterhalt: Der Spiegelmechanismus ist sehr komplex und besteht aus Dutzenden von Einzelteilen. Aus diesem Grund ist es teuer, DSLRs zu bauen und auch Reparaturen können schnell finanziell belastend werden. Auch ist die Demontage einer DSLR und der Austausch interner Komponenten für einen Reparatur-Service sehr zeitaufwändig.
  5. Keine Belichtungsvorschau im Sucher: Wenn man durch einen optischen Sucher schaut, kann man nicht genau sehen, wie das endgültige Bild aussehen wird. Du musst auf den Belichtungsmesser der Kamera, der sich in manchen Situationen auch täuschen lässt, oder auf das LCD-Display im Live-View-Modus schauen, wenn du eine Vorstellung von der Belichtung haben willst.
  6. Sekundärspiegel und Phasendetektionsgenauigkeit: DSLR-Kameras mit einem Autofokussystem mit Phasendetektion benötigen einen Sekundärspiegel. Das Problem mit so einem Fangspiegel ist, dass er in einem perfekten Winkel und Abstand positioniert sein muss, damit der Phasendetektions-Autofokus präzise funktioniert. Wenn es auch nur eine kleine Abweichung gibt, fokussiert die Kamera dadurch falsch. 
  7. Probleme mit der Phasendetektion und der Objektivkalibrierung: Das gleiche Problem wie bei den Phasendetektionssystemen besteht auch bei den Kameraobjektiven, die für jedes DSLR-Gehäuse richtig kalibriert werden müssen.
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Die spiegellose Kamera – schlank und flexibel

Das Einzige, was eine spiegellose Kamera grundsätzlich anders macht als eine DSLR, ist der Wegfall des Spiegels. Aber diese eine Änderung ermöglicht spiegellosen Kameras viel mehr Flexibilität in ihrem Design und ihren Funktionen, ganz zu schweigen von der Verringerung der Anzahl der beweglichen Teile in der Kamera, was hilfreich ist, um die Kosten niedrig zu halten, sowohl für den Hersteller als auch für den Verbraucher.

Jede Kamera ohne Spiegel ist technisch gesehen eine spiegellose Kamera, auch ein Smartphone. Der Begriff „spiegellos“ ist jedoch in der Regel eine Abkürzung für „spiegellose Kameras mit austauschbarem Objektiv“, auch bekannt als spiegellose ILCs. Wie bei einer DSLR kannst du bei einer spiegellosen Kamera die Objektive wechseln, um deine kreativen Möglichkeiten zu erweitern.

Mit dem Aufkommen der spiegellosen Kameras, eine Entwicklung, die in den späten 2010er Jahren allmählich Fahrt aufnahm, haben sich die meisten Kamerahersteller außer Pentax von den DSLRs abgewendet. Obwohl Nikon und Canon noch einige DSLR-Modelle anbieten, haben beide Unternehmen seit einiger Zeit keine neue DSLR mehr hergestellt. Die Entwicklungsabteilungen konzentrieren sich auf spiegellose Kameras.

Vorteile spiegelloser Kameras

Spiegellose Kameras haben enorme Innovationsmöglichkeiten eröffnet und viele der Probleme herkömmlicher Spiegelreflexkameras gelöst. Sie sind immer noch keine perfekten Kameras, aber dies sind einige ihrer wichtigsten Vorteile:

  1. Geringere Größe und geringeres Gewicht: Durch den Wegfall des Spiegels und des Pentaprismas wird eine Menge Platz frei. Das bedeutet, dass spiegellose Kameras im Vergleich zu Spiegelreflexkameras kleiner, weniger sperrig und leichter sein können. Nicht jede spiegellose Kamera ist leichter als eine DSLR, wie etwa die Nikon Z9, die Panasonic S1R und die Canon EOS R3, die alle drei Beispiele für ziemlich große spiegellose Kameras sind. Aber sie sind im Durchschnitt definitiv leichter. 
  2. Kein Spiegelmechanismus: Das Fehlen der komplizierten Spiegelmeachanik bringt einige Vorteile mit sich:
    • Leiser: Sie spiegellosen Kameras haben keine mechanischen Teile mehr und auch keinen Spiegelschlag. Wenn du einen elektronischen Verschluss verwendest, kannst du fast geräuschlos fotografieren.
    • Weniger Verwacklungen: Die einzige physische Komponente der spiegellosen Kamera, die Vibrationen verursachen kann, ist der Kameraverschluss. Und selbst dann ist es möglich, einen elektronischen Verschluss zu verwenden, um Verwacklungsunschärfen durch den Verschlussmechanismus vollständig zu vermeiden. Auch einige DSLR-Kameras können dies im Live-View-Modus tun.
    • Einfachere Reinigung: Wenn Staub auf dem Sensor landet, ist die Reinigung spiegelloser Kameras einfacher als bei DSLRs. Ein spiegelloser Sensor ist bei der Reinigung leichter zu sehen, und Staub, den du, bspw. mit einem Raketengebläse entfernst, setzt sich nicht so leicht wieder in der Kammer ab.
    • Hohe Bildrate: Im Gegensatz zu DSLR-Kameras, die maximal 10-14 Bilder pro Sekunde schaffen, können spiegellose Kameras mit 20, 30 oder sogar 120 Bildern pro Sekunde fotografieren, da sich der Spiegel nicht für jedes Foto bewegen muss.
    • Kostengünstiger Bau und einfachere Wartung: Mit weniger beweglichen Teilen kann eine Kamera preislich konkurrenzfähiger gestaltet werden. Dies ist bei der Nikon Z9 zu sehen, die keinen Spiegel und keinen physischen Verschluss hat und so weniger kostet als ihre Konkurrenten.
  3. Besserer, intelligenterer Autofokus: Es hat eine Weile gedauert, bis spiegellose Kameras die Autofokus-Fähigkeiten von DSLR-Kameras einholen konnten, aber jetzt sind wir an einem Punkt angelangt, an dem die durchschnittliche spiegellose Kamera die durchschnittliche DSLR-Kamera beim Autofokus übertrifft. Spiegellose Kameras haben hybride Phasenkontrast-Erkennungssysteme, die bei den meisten DSLRs nicht zu finden sind, und die Kamerahersteller setzen bei der Entwicklung neuer Autofokus-Systeme auf spiegellose Kameras. Die mit künstlicher Intelligenz arbeitenden Autofokussysteme und die Motiverkennung moderner spiegelloser Kameras sind für Anfänger wie Profis eine echte Hilfe.
  4. Mehr Autofokuspunkte: Die meisten DSLR-Kameras haben eine begrenzte Anzahl von Autofokuspunkten, die meist in der Mitte des Bildes verteilt sind. Was tust du aber, wenn du den Fokuspunkt an den Rand des Bildes verschieben möchtest? Die einzige Möglichkeit ist das Fokussieren und Neuausrichten, was keine perfekte Technik ist. Bei spiegellosen Kameras sind die Autofokuspunkte über das gesamte Bild verteilt, so dass man das Motiv auch dann problemlos scharfstellen kann, wenn es sich in der äußersten Ecke befindet. Auch einige DSLRs haben diese Option in der Live-Ansicht, aber die Autofokusgeschwindigkeit und -verfolgung in der Live-Ansicht ist bei den meisten DSLRs eher suboptimal.
  5. Bildvorschau im Sucher: Bei spiegellosen Kameras kannst du eine genaue Vorschau deiner Fotos im Sucher sehen. Mit anderen Worten: Wenn du etwa die Belichtung oder den Weißabgleich änderst, kannst du sehen, wie sich diese Änderungen auf deine endgültigen Fotos auswirken. Bei DSLRs ist dies nur auf dem hinteren LCD möglich.
  6. Keine Probleme mit der Phasendetektion durch die Ausrichtung des Sekundärspiegels: Ein langjähriges Problem von DSLRs war die Fokuskalibrierung bei Aufnahmen durch den Sucher. Spiegellose Kameras haben dieses Problem nicht, da sie die Autofokusinformationen direkt vom Kamerasensor ablesen. Das bedeutet einen präziseren Autofokus durch den Sucher und weniger Probleme mit schlecht kalibrierten Objektiven.
  7. Neuere Objektive: Die besten Innovationen im Objektivdesign haben in letzter Zeit die spiegellosen Objektive erfahren. Objektive wie die S-Serie von Nikon oder die spiegellosen L-Objektive von Canon gehören zu den besten Linsen auf dem Markt.. Bei spiegellosen Objektiven haben die Objektivdesigner mehr Flexibilität, da sie viel näher am Kamerasensor sitzen. Nikon und Canon haben für spiegellose Objektive auch viel größere Objektivanschlüsse als für DSLRs, was den Objektivdesignern noch mehr Spielraum gibt.
  8. Innovationen: Fast alle diese neuen Techniken und Funktionen werden in spiegellose Kameras eingebaut, nicht in DSLRs. Das hat nichts mit dem Design von DSLRs zu tun, sondern damit, dass die Kamerahersteller ihre Aufmerksamkeit auf das spiegellose Fotografieren richten.
  9. Elektronischer Sucher: Zweifellos hat ein elektronischer Sucher enorme Vorteile gegenüber einem optischen Sucher, auch wenn manche Fotografen das Aussehen und die Haptik ihres optischen Suchers bevorzugen. Einige der wichtigsten Vorteile sind:
    • Überlagerung von Informationen: Mit dem Sucher einer DSLR kannst du keine anderen Informationen als die grundlegenden Raster und Fokuspunkte einblenden. Mit einem elektronischen Sucher an einer spiegellosen Kamera kannst du alle möglichen Informationen im Sucher sehen, wie Live-Belichtungsdaten, Histogramme, Wellenformen, Horizontanzeigen und vieles mehr.
    • 100 Prozent Sucherabdeckung: Bei einem optischen Sucher liegt die Sucherabdeckung in der Regel bei etwa 95 Prozent, insbesondere bei DSLR-Modellen der unteren Preisklasse. Das bedeutet, dass du bei der Aufnahme eines Bildes nicht das gesamte Bild siehst, sondern noch ein wenig mehr am Rand. Mit einem elektronischen Sucher hast du dieses Problem nicht mehr, da der Sucher immer 100 Prozent abdeckt. Das macht die Bildkomposition viel einfacher.
    • Bildkontrolle: Eine weitere wichtige Funktion, die du mit einem optischen Sucher nie bekommen wirst, ist die Bildkontrolle. So kannst du das Bild, das du gerade aufgenommen hast, direkt im Sucher sehen. Bei einer DSLR musst du auf den LCD-Bildschirm schauen, um ein Bild zu überprüfen, was bei grellen Lichtverhältnissen lästig sein kann.
    • Fokus-Peaking und Zoomen: Fokus-Peaking ist eine sehr nützliche Funktion, mit der du sehen kannst, welche Bereiche des Bildes im Fokus sind. Grundsätzlich ist es bei spiegellosen Kameras einfacher, die Schärfe bei der manuellen Fokussierung festzulegen. Bei einer DSLR ist das viel schwieriger.
    • Helleres Display: Bei sehr wenig Licht kann man durch einen optischen Sucher nicht viel erkennen. Auch die Fokussierung mit dem optischen Sucher ist bei schlechten Lichtverhältnissen schwierig, da man erst bei der Aufnahme erkennen kann, ob das Motiv scharfgestellt ist. Mit einem elektronischen Sucher kann die Helligkeit bei schwachem Licht erhöht werden, so dass du alles so sehen kannst. Es kann zwar ein gewisses Bildrauschen auftreten, aber es ist immer noch viel besser als der Versuch, beim Blick durch einen optischen Sucher zu raten, wie das Motiv wohl aussieht.
    • Weniger Risiko für die Augen: Wenn du durch einen Sucher schaust, musst du extrem vorsichtig sein, wenn du in die Sonne fotografierst, besonders bei Objektiven mit langer Brennweite. In nur einem Bruchteil einer Sekunde kann man sich die Netzhaut verbrennen. Bei einem elektronischen Sucher schaust du nur auf einen LCD-Bildschirm, so dass deine Augen nicht geschädigt werden – du schaust nicht direkt in die Sonne, sondern im Grunde nur auf ein Foto von ihr.

Nachteile spiegelloser Kameras

Die perfekte Kamera gibt es nicht, auch spiegellose Kameras kommen mit einigen Nachteilen.

  1. Sucher-Verzögerung: Einige spiegellose Kameras der ersten Generation haben minderwertige elektronische Sucher, die nicht sehr reaktionsschnell sind und eine gewisse Verzögerung aufweisen. Im Vergleich dazu reagiert ein optischer Sucher einer DSLR-Kamera sofort. Wenn du eine solche Kamera hast, ist das natürlich ärgerlich, aber neuere elektronische Sucher sind inzwischen sehr viel besser.
  2. Rote Punktmuster: Aufgrund des sehr kurzen Auflagemaßes einer spiegellosen Kamera leiden die meisten von ihnen unter einem „Rotpunktmuster“, das bei Aufnahmen mit der Sonne im Bildausschnitt bei kleinen Blendenöffnungen deutlich sichtbar wird. Im Grunde genommen werden die Lichtstrahlen zwischen dem Sensor und dem hinteren Linsenelement hin- und hergeschleudert, wodurch rote (und manchmal auch andersfarbige) Gittermuster in den Bildern entstehen. Leider lässt sich diese Einschränkung bei spiegellosen Kameras nicht einfach umgehen.
  3. Autofokus-Hilfslicht: Das Autofokus-Hilfslicht der meisten Kamerablitze projiziert Infrarotlicht auf das Motiv und nutzt es dann zum Fokussieren. Dies funktioniert gut bei DSLR-Kameras mit Phasendetektionssystemen, die auf Infrarotlicht reagieren. Leider funktioniert es nicht bei spiegellosen Kameras. Wenn du es gewohnt bist, in Situationen mit wenig Licht einen Blitz zu verwenden, wirst du möglicherweise feststellen, dass das Fokussieren schwieriger wird, wenn du zu spiegellosen Kameras wechselst. Bei den meisten Blitzgeräten weigern sich spiegellose Kameras sogar, das AF-Hilfslicht auszulösen.
  4. Akkulaufzeit: Die meisten spiegellosen Kameras verbrauchen immer noch mehr Strom als ihre DSLR-Gegenstücke, was vor allem an ihren elektronischen Suchern liegt. Dies hat zur Folge, dass spiegellose Kameras weniger Fotos pro Akkuladung aufnehmen können als die meisten DSLR-Kameras. Obwohl spiegellose Kameras in diesem Bereich immer besser werden, kann dies für jemanden, der auf Reisen ist und nur sehr wenig Zugang zu Strom hat, immer noch ein Problem darstellen. Moderne spiegellose Kameras kommen jedoch in der Regel einen ganzen Tag lang ohne Aufladen aus.
  5. Preis: Theoretisch könnte die Herstellung spiegelloser Kameras billiger sein als die Herstellung von DSLR-Kameras, da weniger bewegliche Teile vorhanden sind. Gelegentlich führt dies zu günstigeren spiegellosen Kameras, wie der Nikon Z9 im Vergleich zu ihrem DSLR-Gegenstück, der Nikon D6. Die meisten spiegellosen Kameras sind jedoch teurer als ihre DSLR-Pendants, eben weil die Kamerahersteller viel Geld in die Forschung und Entwicklung stecken. Im Laufe der Zeit werden die Preise für spiegellose Kameras sinken, aber im Moment haben DSLR-Kameras in der Regel die Nase vorn. Gebrauchte DSLR-Kameras sind heute vielleicht das günstigste Segment auf dem Kameramarkt.

Die spiegellose Technologie ist bereits viel besser geworden, und es ist zu erwarten, dass sich spiegellose Kameras in den nächsten Jahren weiter verbessern werden.

DSLRs konkurrieren nicht mehr mit spiegellosen Kameras, da die Kamerahersteller, abgesehen von Pentax, keine neuen Kameras mehr entwickeln. Obwohl viele Menschen noch viele Jahre lang DSLRs benutzen und sogar kaufen werden, ist die Mehrheit der neu verkauften Kameras jetzt spiegellos.

Entwicklungen und Innovationen für spiegellose Kameras

Was die Innovation betrifft, so konzentriert sich alles auf den spiegellosen Bereich. Spiegellose Kameras werden weiterhin viele spannende Funktionen bieten, denn die Möglichkeiten sind schier endlos. Allein mit elektronischen Suchern und Autofokus-Systemen lässt sich dank der Fortschritte bei den Display-Technologien und der On-Sensor-Datenanalyse eine Menge anstellen.

Was den Autofokus angeht, so sind spiegellose Kameras wie die Nikon Z9 bereits sehr gut. Aber mit schnelleren Prozessoren und fortschrittlicheren Algorithmen für maschinelles Lernen werden Autofokus und Motiverkennung sicher weiter verbessert. So könnte man sich ein System vorstellen, das sofort auf einen seltenen Vogel in einem Schwarm von gewöhnlichen Vögeln anspringt oder das auch in den schwierigsten Situationen nie die Schärfeeinstellung verliert.

Video ist ein weiterer Bereich, der sich rasch verbessert, und auch der Video-Autofokus kann noch weiterentwickelt werden. Auch die Algorithmen für die Videostabilisierung werden mit einer schnelleren Verarbeitung besser werden und vielleicht eines Tages den Gimbal für die meisten Videographinnen und Videographen ersetzen. Mit schnelleren Sensoren und schnellerer Verarbeitung werden auch die Bildwiederholraten steigen. Viele Kameras schaffen bereits 240 Bilder pro Sekunde, aber das ist für manche Bewegungen, z. B. fliegende Insekten, noch nicht schnell genug.

Auch die kamerainterne Nachbearbeitung hat noch Potenzial für Verbesserungen. Hier kann man sich bei Smartphone-Hersteller Techniken abschauen, die diese nutzen, um ihre kleineren Sensoren auszugleichen.

Haben DSLRs eine Zukunft?

Bei allen Fortschritten im Bereich der spiegellosen Kameras lässt sich nicht leugnen, dass DSLRs nach wie vor sehr gute fotografische Werkzeuge sind. Der Abstand zwischen den besten spiegellosen Kameras und den besten DSLRs ist viel geringer als der Abstand zwischen DLSRs und Filmkameras.

Da inzwischen so viele Menschen auf spiegellose Kameras umgestiegen sind, gibt es auch Tausende von leicht gebrauchten DSLRs auf dem Gebrauchtmarkt, darunter einige erstaunliche Kameras wie die Nikon D850 oder die Canon 5D IV

Eine DSLR könnte also immer noch die richtige Kamera für dich sein. Tatsächlich verwenden viele Fotografinnen und Fotografen nach wie vor ausschließlich oder zusätzlich zu ihren spiegellosen Kameras eine DSLR und das wird sich wahrscheinlich auch in den nächsten Jahren nicht ändern.

Schließlich ist Pentax zumindest ein Unternehmen, das zuverlässig an die DSLR glaubt. Obwohl sich die meisten Kamerahersteller auf spiegellose Kameras konzentrieren, ist die DSLR also noch nicht ganz tot.

Fazit

Obwohl einige Dinge bei spiegellosen Kameras verbessert werden könnten, wie etwa bessere Akkulaufzeiten und niedrigere Preise, sind spiegellose Kameras ziemlich schwer zu schlagen. Und das liegt zum Teil daran, dass die Kamerahersteller das auch so wollen.

Mit Ausnahme von Pentax stecken alle Kamerahersteller ihr Geld in die Entwicklung spiegelloser Kameras, auch wenn einige dieser Funktionen auch bei DSLRs gut gewesen wären, wie die High-End-Video-Funktionen oder innovative Autofokus-Systeme.

Derzeit ist es noch möglich, eine neue DSLR zu kaufen, aber eines Tages wird die einzige Wahl für eine neue Kamera eine spiegellose sein. Das bedeutet nicht, dass du dir jetzt schon eine spiegellose Kamera zulegen musst, aber wenn du dich heute für eine DSLR entscheidest, solltest du dir zumindest die Vor- und Nachteile bewusst machen, die ich in diesem Artikel behandelt habe.