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Fujifilm X-H2- Die neue Fuji im Praxistest

21. Oktober 2022
Fujifilm X-H2

Die Fujifilm X-H2 ist eine extrem überzeugende Kamera zu einem ebenso überzeugenden Preis. Mit einer 40 Megapixel Auflösung und 8K-Video zieht sie mit einigen doppelt so teuren vollformatigen Geschützten gleich – und wurde dabei nach denselben anspruchsvollen, professionellen Standards produziert.

Die Fujifilm X-H2 ist eine spiegellose High-End-40MP-APS-C-Kamera für Foto- und Videoaufnahmen. Ihre hochauflösenden Standbilder und die Fähigkeit zu 8K-Videos stehen im Gegensatz zu den Hochgeschwindigkeitsaufnahmen und schnellen 4K-Auslesefunktionen ihres Schwestermodells X-H2S.

Diese Kamera hat die bisher höchste Auflösung einer APS-C-Kamera. Ihr 40 MP-Sensor wird nur von einer Handvoll Vollformatkameras erreicht. Sie kann auch 8K-Videos aufnehmen, was noch nie zuvor mit dem APS-C-Format erreicht wurde.

Fujifilm X-H2

Testbericht: Fujifilm X-H2

Fujifilm hat uns 2022 ganz schön vorgeführt. Zuerst gab es Gerüchte über ein neues 40 MP APS-C-Flaggschiff, die später von Fujifilm als ‚in der Entwicklung‘ bestätigt wurden, dann bestimmte eine ultraschnelle Kamera mit einem gestapelten Sensor das Gespräch. 

Schließlich wurde klar, dass Fujifilm zwei Flaggschiff-Kameras auf den Markt bringen sollte: Die Fujifilm X-H2S war spektakulär, für viele aber nur der Vorläufer des Hauptereignisses, der Fujifilm X-H2.

Ich habe die X-H2 unter die Lupe genommen und möchte dir das Gerät im Folgenden detailliert vorstellen.

Technische Kennwerte

Sensor: 40MP APS-C X-Trans 5 HR BSI
Bildprozessor:X-Processor 5
ISO-Bereich:64 – 51.200
Verschlusszeiten:15 Minuten – 1/180.000sec
Serienaufnahmen:20fps elektronisch, 15fps mechanisch
Maximale Bildgröße:7.728 x 5.152 Pixel
Maximale Videoauflösung:8K 30p, 6.2K 30p, 4K 60p, 1080 120p
Bildstabilisierung:5 Achsen IBIS
Sucher:5,76 Millionen Punkte OLED
LCD:Schwenkbarer Touchscreen, 1,62 m Punkte
Objektivfassung:Fujifilm X-Bajonett
Speicherkarten:2 Steckplätze: 1 x CFexpress Typ B, 1x SD UHS-II Karten
Konnektivität: Wi-Fi, Bluetooth, HDMI, USB-C, 3,5 mm Mikrofon, 3,5 mm Kopfhörer, 2,5 mm Fernbedienung
Abmessung:136,3 x 92,9 x 84,6 mm
Gewicht:660g (einschließlich Batterie)

Fujifilm X-H2 vs. X-H2S: Was ist der Unterschied?

Die Fujifilm X-H2 und die X-H2S sind ein starkes Duo. Die X-H2S hat eine herausragende Geschwindigkeit, während die X-H2 auch immer nochimmernoch ziemlich schnell ist und sowohl für Fotos als auch für Videos eine professionelle Auflösung bietet.

Äußerlich sind die beiden so gut wie identisch. Aber in Bezug auf das, was sie tun und wie sie es tun, sind sie etwas anders. Die X-H2 ist für Fotografinnen und Fotografen, für die Auflösung alles ist.

Theoretisch ist die Reaktion der Fujifilm X-H2 langsamer als die der X-H2S, aber es fühlt sich immer noch sehr flott an. Im Gebrauch habe ich keinen großen Unterschied in der Reaktionsfähigkeit bemerkt. Hilfreich ist hier der schnelle und präzise AF, der jetzt auch eine Tier-, Vogel-, Automobil-, Fahrrad-, Flugzeug- und Zug-Erkennung zusätzlich zur Gesichts- und Augen-Erkennung hat. 

Ansonsten ist die X-H2 identisch mit der X-H2S, mit einem sehr guten 5,76-Mio.-Pixel-Sucher, einem 1,62 Mio. Pixel-Touchscreen und zwei CFexpress-Typ B und UHS-II-Speicherkarten.

Natürlich braucht es die gesamte Palette der Fujifilm X-Mount-Objektive, von denen viele gerade aktualisiert werden, um die Geschwindigkeit und Auflösung der neuesten Kameras von Fujifilm auszuschöpfen. Eines davon, das neue Fujinon 56mm f/1.2, wird zeitgleich mit dieser Kamera auf den Markt gebracht.

Fujifilm X-H2

Aufbau und Handhabung der Fuji X-H2

Die Fujifilm X-H2 ist keine große Kamera, aber sie hat einen tiefen Griff für einen sicheren Halt und es gibt eine ordentliche Menge Platz um die Bedienelemente, sodass du angenehm mit dem Gerät arbeiten kannst, ohne dass es fummelig wird. Fujifilm setzt hier auf ein herkömmliches Moduswahlrad. Dieses verfügt über nicht weniger als sieben benutzerdefinierte Einstellungen (C1-C7).

Ich habe die X-H2 bisher mit einer Vielzahl von Objektiven ausprobiert, darunter das Fujinon XF 16-55mm f/2.8 und das neue Fujinon XF 56mm f/1.2 R WR. Obwohl sie sich mit den kleineren Objektiven von Fujifilm am besten ausbalanciert anfühlt, ist sie mit dem 16-55mm Objektiv nicht zu unhandlich, das wahrscheinlich die erste Wahl für professionelle Fotografinnen und Fotografen mit einer X-H2 ist.

Der 5,76-Pixel-Sucher ist so scharf und klar, wie man es von dieser Auflösung erwarten würde, und der hintere Bildschirm ist sehr praktikabel – besonders gefällt mir das voll schwenkbare Display anstelle eines einfachen Klappbildschirms.

Das Display auf der Oberseite der X-H2 ist groß und kontrastreich, sodass es nicht weiter stört, dass Fujifilm auf Verschlusszeit- und ISO-Regler verzichtet hat.

Neuer Sensor: 40 MP BSI X-Trans CMOS

Die größte Neuerung der X-H2 ist die Verwendung eines neuen 40 MP BSI CMOS-Sensors, dem höchstauflösenden Chip seiner Größe für den Consumer Market. Ein BSI-Sensor bietet nicht die signifikanten Geschwindigkeitsvorteile des Stacked CMOS-Chips der X-H2S, dafür ist die Kamera beim Auslesen etwas geräuschärmer und vor allem insgesamt kostengünstiger.

Es ist ein APS-C-Chip mit einem X-Trans-Farbfilterfeld, einem Filter, der extra entwickelt wurde, um das Auftreten von Moiré im Vergleich zu Bayer-Filtern zu verringern. Der APS-C X-Trans-Sensor hat an sich schon eine ausreichend hohe Auflösung, wird aber durch einen Multi-Shot-Modus mit 160 Megapixel ergänzt, der 20 separate Bilder zu einem vereint.

Es sind 20 Aufnahmen statt der üblichen 16 wegen der einzigartigen Farbfilteranordnung des X-Trans-Sensordesigns. Die Multi-Shot-Zusammenführung erfolgt später auf deinem Computer – wird also nicht von der Kamera berechnet.

Burst-Geschwindigkeit in der neuen Fuji

Normalerweise opfern hochauflösende Sensoren die Geschwindigkeit für ihre hohe Auflösung, aber während der Sensor der X-H2 eine geringere Auslesegeschwindigkeit hat als der Stacked Sensor von der X-H2S, langsam ist er bei weitem nicht.

Obwohl sie nicht mit der überwältigenden Serienaufnahmegeschwindigkeit von 40 Bildern pro Sekunde mithalten kann, die die X-H2S und ihr Stacked Sensor bieten, ist die neue X-H2 bei Burst-Sequenzen keine Schlafmütze.

Mit einer maximalen Burst-Geschwindigkeit von 15 Bildern pro Sekunde mit dem mechanischen Verschluss kann die X-H2 mit den meisten Sportkameras mithalten. Der Rolling Shutter schafft 1/88 Sekunden beim X-H2-Sensor gegenüber 1/180 Sekunden des X-H2S-Sensors. Dies macht die X-H2 zu einer der schnellsten Kameras, die Fujifilm je in Bezug auf Burst-Aufnahmen gebaut hat, kurz nach der X-H2S.

Die X-H1 war bereits eine relativ schnelle Kamera, als sie 2018 auf den Markt kam, die mit dem elektronischen Verschluss 14 Bildern pro Sekunde und mit dem mechanischen Verschluss 8 Bildern pro Sekunde geschafft hat. Aber die neue X-H2 hat den X-Prozessor 5 an Bord und das macht einen großen Unterschied.

Je nachdem, welches Motiv du einfangen willst, kann die Möglichkeit, aus 20 minimal unterschiedlichen Aufnahmen zu wählen, den Unterschied zwischen einem beinahe perfekten und “dem perfekten Bild” bedeuten.

Die Leistung der Fokusverfolgung der X-H2 kann mit der der X-H2S nicht mithalten, da sie nicht die Auslesegeschwindigkeit der schnelleren Kamera erreicht. Aber die X-H2 wird in erster Linie für ihre Auflösung gekauft werden, und hier liegen auch ganz klar ihre Flagship-Features.

Nachtaufnahmen

Falls du dich für Nachtaufnahmen und Langzeitbelichtung interessierst, könnte die X-H2 eine gute Wahl für dich sein. Die maximale Verschlusszeit der Fujifilm X-H2 beträgt im Time-Shutter-Modus 30 Sekunden. Im Bulb-Modus sind Belichtungen von bis zu 60 Minuten möglich, was exzellente Fotos auch bei Dunkelheit ermöglicht. 

Videoaufnahme mit 8K-Auflösung

Die 40MP Standbildauflösung (und 160 MP Multi-Shot-Auflösung) sind nur die halbe Miete. Die andere Hälfte ist die 8K-Videofähigkeit. 

Mit dem Wechsel zu einem 40 MP-Sensor hat die X-H2 genug Pixel, um 8K-Videos aus der vollen Breite des Sensors zu liefern und genau das bietet die Kamera bei Bildraten von bis zu 30p. Mit Subsampling können sogar bis zu 60p aufgenommen werden. Wenn 8K mehr ist, als du brauchst, bietet dir die Kamera einen 6,2K-Modus an, der ebenfalls vom 8K-Output abgeleitet ist. 

Einige hofften vielleicht auf eine 8K 60p-Aufnahme, aber die 30p-Aufnahme der X-H2 ist für die meisten Anwendungen mehr als ausreichend und obwohl sie nicht mit der 4K 120p-Aufnahme der X-H2S mithalten kann, kann sie immer noch 4K 60p aufnehmen.

Natürlich bringt eine 8K-Videoaufnahme auch ein paar technische Herausforderungen mit sich, zunächst einmal die Hitze und ihre Auswirkungen auf die maximale Aufnahmezeit. Hier trumpft Fujifilm auf.

Die X-H2 hat hinter dem Bildschirm Kühlöffnungen, die eine Aufnahmezeit von 160 Minuten bei 25° ohne zusätzliche Kühlung ermöglichen sollen. Mit dem optionalen FAN-001-Lüfter von Fujifilm steigt diese Aufnahmezeit auf 240 Minuten an, was eine ordentliche Aufnahmekapazität ist.

Die X-H2 bietet eine umfangreiche Auswahl an Codecs für die Videoaufnahme. Du hast die  Wahl zwischen einer H.264- und H.265-Kompression mit entweder 4:2:0 oder 4:2:2 Subsampling sowie zwischen der Komprimierung mittels Long-GOP oder der Speicherung mit All-Intra. 

Darüber hinaus kannst du mit ProRes 422 HQ-, 422- oder 422LT-Dateien arbeiten und so hoffentlich eine Option finden, die zu deinem Workflow passt. Natürlich bedeutet der Wechsel zu einem langsameren Sensor, dass die X-H2 nicht mit den beeindruckenden Ausleseraten der X-H2S mithalten kann.

Pixel Shift Modus

Fujifilm hat bereits einen hochauflösenden Pixel-Shift-Modus in seinen GFX-Mittelformatkameras, aber hier kommt er das erste Mal in einer Kamera mit einem X-Trans-Farbfilter zum Einsatz. 

Das sich seltener wiederholende Muster der Blau- und Rotkanäle bedeutet, dass die Kamera 20 Bilder aufnehmen muss, um eine einzelne Sensorbewegung zwischen den Pixeln festzuhalten. Das Endergebnis ist eine Reihe von Dateien, die mit einer herunterladbaren Software namens ‚Pixel Shift Combiner‘ zu einem 160 MP Bild kombiniert werden können.

Autofokus und Motiverkennung

Die X-H2 hat den gleichen Autofokus wie die X-H2S. Die AF-Geschwindigkeit ist bei der X-H2 eventuell etwas geringer, da sie ihren Sensor nicht so schnell auslesen kann wie das S-Modell, obwohl die Autofokus-Informationen normalerweise von einer schnelleren, niedrig aufgelösten Anzeige stammen, so dass dies möglicherweise gar kein Faktor ist.

Wie bei der X-H2S unterscheiden sich die Motiverkennungsmodi vollständig vom Gesichts- und Eyetracking-Modus der Kamera. Daher musst du diesen Funktionen selbst zwei Knöpfe zuweisen, wenn du schnellen Zugriff auf beide haben möchtest. Die Kamera kehrt nicht in den zuvor verwendeten Modus zurück, wenn du die Gesichts- oder Motiverkennung aktiviert hast und dann ausschaltest.

Wenn du der Motivverfolgung eine Taste zuweist, kannst du nicht zwischen den Motivmodi wechseln. Dazu musst du erst das Q- oder Hauptmenü aufrufen. Ansonsten funktionieren die Motiverkennungsmodi im Allgemeinen recht gut.

Speichern via CFexpress Type B oder UHS-II SD

Die X-H2 verwendet die gleiche Kombination aus CFexpress Typ B und UHS-II-kompatiblen SD-Kartensteckplätzen wie die X-H2S. Wie bei der X-H2S kommt der CFe-Slot bei Videoaufnahmen besonders in den datenintensiven ProRes-Formaten voll zur Geltung.

Das schnellere Format bietet auch die Bandbreite, um Bursts der 40 MP Bilder schnell aus dem Puffer zu löschen. Wenn du  aber viele Standbilder schießt, wirst du wahrscheinlich mit einer schnellen SD-Karte zurechtkommen.

Langlebiger Verschluss

Für den Fall, dass der High-End-Status der X-H2 nicht offensichtlich ist, betont Fujifilm, dass ihr Verschlussmechanismus sowie die Fähigkeit, mit 1/8000 Sekunden und kontinuierlich mit bis zu 15 Bildern pro Sekunde zu fotografieren, eine Lebensdauer von 500.000 Aufnahmen habe. Das sind Werte, wie sie sonst professionelle High-End-Kameras erreichen.

Leistungsfähige Batterie

Die X-H2 verwendet die gleiche NP-W235 Batterie wie die X-H2S, X-T4 und einige GFX-Modelle. Diese bietet eine ziemlich beachtliche Kapazität von 16Wh. Das entspricht pro Ladung 680 Aufnahmen über das hintere LCD. 

Diese beachtliche Zahl deutet darauf hin, dass die Kamera weniger energiehungrig ist als die X-H2S. Nur wirklich anspruchsvolle Shoots, wie beispielsweise eine Hochzeit, werden die Kapazität des Akkus herausfordern.

Der optionale vertikale VG-XH-Griff bietet Platz für zwei zusätzliche Batterien und erhöht die Akkulaufzeit um das 2,4-fache auf 1.600 Aufnahmen. Wenn alles andere fehlschlägt, kannst du die Kamera auch direkt von einer entsprechend leistungsstarken USB-C-PD-Quelle mit Strom versorgen.

Fujifilm X-H2: Fazit

ProContra
günstig40 MP Bilder8K Videolange Aufnahmezeiten15/20 fps Serienaufnahmen160MP Multi-shot ModusLüfter muss extra erworben werdenX-H2S ist besser in absoluter GeschwindigkeitRolling Shutter statt Global Shutter

Fujifilm hat mit der X-H2 nichts falsch gemacht. Das Design und die Handhabung folgen denen der X-H2S und der X-H1 davor, einer Kamera, die mich stets glücklich gemacht hat und so freue ich mich, dass sie einen würdigen Nachfolger hat.

Die X-H2 ist eine hervorragende Kamera mit einer Premium-Ausstattung zu einem bescheidenen Preis. Zwar hat sie einen kleineren Sensor, sie entspricht dabei allerdings immernoch den Spezifikationen von Vollformat-Kameras mit einem zwei- bis dreimal so hohen Preis. 

Es ist nicht so, dass die X-H2S ‚das Videomodell‘ und die X-H2 ‚das Stills-Modell‘ ist. Vielmehr ist die X-H2S die Hochgeschwindigkeitsoption und die X-H2 die hochauflösende Option, da sich beide bei Standbildern und Videos ähnlich geschickt anstellen.

Der BSI-Sensor kann nicht die beeindruckend niedrigen Rolling-Shutter-Raten liefern, die die X-H2S liefern kann, aber selbst mit einem signifikanten Rolling-Shutter ist die X-H2 derzeit bei weitem die günstigste ILC für 8K.

Nichts ist jemals perfekt und so habe ich auch bei dieser fantastischen Kamera ein paar kleine Unannehmlichkeiten entdecken können. Das ist zum Beispiel die Auswahl der Motiverkennungsmodi und dass ich nicht die Möglichkeit habe, einen der Regler für ISO zu verwenden. Das sind aber zugegeben Kleinigkeiten, die sich eventuell auch noch mit Firmware ändern lassen.