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Das neue Leica Summilux M 35mm1:1.4 mit besserem Bokeh

25. Oktober 2022
Leica Summilux-M 1:1.4/35 Wiederauflage im Original Vintage-Design

Leica bringt nach 2010 zum zweiten Mal eine verbesserte Version des lichtstarken Summilux-M 35mm f/1.4 ASPH auf den Markt, das schon in seiner klassischen Variante von der Firma selbst ganz unbescheiden zum ‚König des Bokeh‘ gekrönt wurde. Jetzt ist das adelige Bokeh noch verbessert worden.

Das Summilux-M 35mm f/1.4 wird seit 1961 gebaut und 2010 das erste Mal von Leica geupdatet. 2022 erhält das Objektiv weitere Ergänzungen und hat nun elf Blendenlamellen, eine kürzere Naheinstellgrenze von nur 40 Zentimetern sowie eine integrierte Gegenlichtblende.

Leica setzt auf das Revival der Klassiker. Neben der Wiederaufnahme der Produktion ihrer M6-Messsucher-Kamera haucht das Unternehmen nun auch dem Summilux-M 35mm f/1.4 neues Leben ein und bringt es technisch auf den neusten Stand.

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Technische Merkmale

Anschluss:Leica M-Bajonett
Bildwinkel:62,5°, 53,6°, 37,2°
Brennweite:35,0 mm
Blende:F16 – F1,4
Blendenlamellen:11
Linsensystem:9 Linsen in 5 Gruppeninkl. asphärische Linse
Naheinstellgrenze:400 mm
Fokus:manuell
Filtergewinde:46
Abmessung:58 x 46 mm
Gewicht:338 g

Was ist neu am Summilux-M 35mm f/1.4?

Leica hat in der Tat ganz schön nachjustiert. Die Entwickler haben die technischen Innovationen der letzten zehn Jahre in das neue Objektiv einfließen lassen. Schon das 35mm-Objektiv von 2010 war gut zu bedienen bei vorzüglichen Ergebnissen, das neue Summilux hat aber nochmal aufgerüstet und damit die Möglichkeiten für Fotografinnen und Fotografen beträchtlich erweitert.

Bevor ich detailliert auf die technischen Feinheiten eingehe, hier einmal die wichtigsten Neuerungen im Überblick:

  • mechanische Blende mit elf Blendenlamellen 
  • integrierte, ausfahrbare Gegenlichtblende
  • Doppelkurvengetriebe, das den Drehwinkel auf 176° erweitert
  • auf 40 Zentimeter verkürzte Naheinstellgrenze
  • maximaler Abbildungsmaßstab beträgt nun 1:8,9 
  • größerer Objektivdurchmesser von 58 mm
  • minimal kürzer mit 46 mm
  • etwas mehr Gewicht von 338 g
  • subtile Änderungen im Design

Ansonsten ist der optische Aufbau aus neun Linsen, die in fünf Gruppen angeordnet sind, der gleiche. Darunter befinden sich Linsen aus Spezialglas sowie eine asphärische Oberfläche. Auch die optische Rechnung bleibt dieselbe. Die Veränderungen der Blende sollen vor allem das Bokeh weiter verfeinern.

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Das Leica Summilux M 35mm/f1.4 von 1961 bis heute

Seit den Anfängen der 35mm-Aufnahmen sind Fotografinnen und Fotografen geteilter Meinung, ob 35 Millimeter oder 50 Millimeter das echte ‚Standardobjektiv‘ ist. Natürlich gibt es darauf keine richtige Antwort. Es hängt davon ab, was du fotografieren willst und welche persönlichen Vorlieben du hast.

Leicas Summilux ist seit der Einführung des ersten Summilux-Objektivs (dem 5cm-Summilux im Jahr 1959) der Robotnik an der Seite von Fotografinnen und Fotografen weltweit. Das erste 35mm-Summilux kam 1961 raus und ist immer noch ein Objektiv, das von Sammlerinnen und Sammlern sowie Fotografinnen und Fotografen gleichermaßen geschätzt wird.

Das erste Asphärische 35mm-Objektiv kam 1991 auf den Markt, es wurden jedoch weniger als 4.000 Exemplare hergestellt. Diese magere Ausbeute mag an den Schwierigkeiten bei der Herstellung gelegen haben, die durch die zwei asphärischen Elemente besonders kompliziert ist.

1994 wurde es dann durch das 35mm-Summilux ASPH ersetzt mit einem asphärischen Element. Dieses war bis 2010 in Produktion und ein fantastisches Objektiv, jedoch mit Fokus-Shift-Problem.

Fokus-Shift-Problem und 2010er Neuauflage

Zur Lösung des Fokus-Shift-Problems hat Leica 2010 ein neues 35mm-Summilux mit einem schwebenden Linsenelement eingeführt. Dieses soll die Leistung auf Entfernung verbessern und tut dies auch, besonders im Nahbereich.

Allgemein als 35 FLE (für Floating Lens Element) bekannt, ist dieses Objektiv nun seit über zehn Jahren fester Bestandteil des Arsenals vieler Fotografinnen und Fotografen. Mit den Updates der 2022er Auflage verbessert sich die Leistung im Nahbereich noch einmal beträchtlich.

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Das neue Leica Summilux-M 35 f/1.4 – bessere Nahaufnahmen

Als die FLE-Variante 2010 auf den Markt kam, war die M9 gerade das Flaggschiff von Leica. Es gab keinen Live View oder elektronischen Sucher und somit wenig Anreiz, die Naheinstellgrenze der Messsucherkamera von damals 70 Zentimetern weiter zu verbessern.

Als die SL2 und die M10 herausgebracht wurden, hatten sich die Zeiten allerdings geändert. Inzwischen gab es technische Möglichkeiten, M-Objektive mit stärkerer Fokussierung herzustellen.

Das 35 APO Summicron war das erste Objektiv, das den neu entwickelten Double Cam-Fokussierungsmechanismus unterstützte und das neue 35 Summilux ermöglicht es dir nun, bis auf 40 Zentimeter zu fokussieren.

Der Drehwinkel des Fokus wurde auf 176 Grad erweitert und somit fast verdoppelt. Bei einer Distanz von 70 Zentimetern ist nun ein deutlich spürbarer Widerstand wahrzunehmen, sodass du für nähere Distanzen einen EVF oder Live View brauchst, um präzise zu fokussieren.

Die Nahfokus-Option funktioniert hervorragend und schafft neue Fotomöglichkeiten. Bei kontrastreichen Motiven kommt der elektronische Verschluss zur Geltung und ermöglicht es, ohne ND-Filter weit offen zu fotografieren.

Integrierte Gegenlichtblende

Obwohl die verschraubte Gegenlichtblende des 35 FLE von 2010 ein klarer Vorteil gegenüber den Klemm-Varianten früherer Objektive war, trug sie dennoch erheblich zum Volumen des Objektivs bei. Die neue ausziehbare Gegenlichtblende ist deutlich schlanker und scheint ebenso erfolgreich bei der Reduzierung von Streulicht zu sein. 

Durch diese technische Neuerung ist das Objektiv nun etwa einen Millimeter kürzer als das alte von 2010 und etwa einen Millimeter dicker, was verschmerzbar ist. Es ist immernoch ein angenehm kompaktes und damit reisefähiges Objektiv.

Besseres Bokeh durch 11 Blendenlamellen

Das 35 FLE hatte neun Blendenlamellen, was zu seinem großartigen Bokeh beitrug. Das neue Objektiv kann mit elf Lamellen aufwarten, was das Bokeh für alle Blenden kleiner als f/1,4 verbessert.

Verglichen mit dem 35 FLE, scheint das neue Objektiv in der Tat ein etwas ausgeglicheneres und sanfteres Bokeh zu produzieren. Es ist jedoch, wie das 35 FLE anfällig für eine geringe chromatische Aberration mit kontrastreichen Rändern, insbesondere bei großen Blendenöffnungen. Das kann beispielsweise in Lightroom nachträglich behoben werden.

Fazit

ProContra
neue Möglichkeiten für Nahaufnahmenausziehbare Gegenlichtblendeelf statt neun Blendenlamellen für besseres Bokehkompakt und leichtteuerchromatische Aberration bei großer Blende

Es ist nicht einfach, diesem Objektiv etwas Negatives abzuringen. Natürlich ist es als Qualitäts-Produkt von Leica im gehobenen Marktsegment angesiedelt, dafür ist es aber auch entsprechend hochwertig. Leica-Produkte sind eigentlich immer langlebig.

Wenn du bereits das 35 FLE von 2010 hast, mag das neue Objektiv vielleicht kein überzeugendes Upgrade für dich sein, aber Leica hat einige inkrementelle Verbesserungen an diesem bereits großartigen Objektiv vorgenommen. Wenn deine Hauptkamera eine M11 oder eine SL2 ist, ist dieses Objektiv ein wirklicher Asset.